Astronomie vom Anfang an | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
zum Kapitel forschung |
|
||||||
Unsere heutigen Lebensumstände machen uns unabhängig vom Geschehen der Himmelsmechanik; Tag und Nacht, die Jahreszeiten, Orientierungspunkte am Himmel,- dies alles hat keine einschneidende Bedeutung mehr für uns. Wissen wir noch, ob die Sonnenbahn steigt oder sinkt, ob der Mond zunimmt oder abnimmt und um welchen Punkt am Firmament die Erdachse kreist und wie lange sie dafür braucht? Die einzige Frage, die in unserer Gesellschaft noch Relevanz hat, ist, ob bei Beginn der Sommerzeit die Uhr vor- oder zurückgestellt wird; und selbst über diesen vom Menschen bestimmten Vorgang erhitzen sich die Gemüter. |
|||||||
Aus unserer Geschichte wissen wir, daß es verschiedene Denkmodelle gab, die die Himmelsmechanik versuchte zu erklären: von der Erde als Scheibe, über die sich eine Himmelshalbkugel wölbte an der alle Bewegungen stattfanden war es ein großer Schritt zur kugelförmigen Erde im Zentrum des Planetensystems, um die alles kreiste. Und letztendlich auch unsere Erde in das Umkreisen einzureihen, das sich nun um die feststehende Sonne drehte, war ein weiterer aufwendiger Vorstellungs- und Erkenntnisakt. |
|||||||
Denn was können wir hier auf der Erde für Erfahrungen oder Messungen machen, die Rückschlüsse auf die kosmischen Vorgänge zulassen? Und noch weiter gefragt: Welche Möglichkeiten hat der Einzelne heutzutage für sich, das gängige Vorstellungsmodell zu überprüfen - und welche Möglichkeiten gab es in der Menschheitsgeschichte? Was konnten unsere Vorfahren wissen? |
|||||||
Aus dieser Neugier heraus habe ich ein Meßexperiment über ein gutes Jahr durchgeführt: Wie verhält es sich mit dem Lauf der Sonne? Um darüber Aussagen machen zu können hielt ich an sonnigen Tagen die Schattenwanderung einer auf einem ebenen Holzbrett stehenden spitzen Schraube fest. Punkt für Punkt entwickelte sich so auf einer Holztafel eine Struktur, in der drei Linien besonders hervortraten: 1. zur Wintersonnenwende, wenn die Sonne am tiefsten steht - dies ist die vom Schattengeberfußpunkt am weitesten entfernte Linie, 2. zur Sommersonnenwende, wenn die Sonne am höchsten steht - dies ist die dem Schattengeber nächste Linie und sie schmiegt sich um dessen Fußpunkt herum und 3. zur Tag-und-Nachtgleiche, wenn die Sonne genau im Osten aufgeht und genau im Westen untergeht - diese Linie entfaltete sich für mich unerwarteterweise als Gerade. Überhaupt war ich im Laufe des Experiments, als die Linien noch nicht alle sichtbar waren, von der Komplexität der Projektion der an der "Himmelshalbkugel" stattfindenden Abläufe auf eine dazu schräg ausgerichtete Fläche, die ja Verzerrungen verursacht, sehr gefordert. Um so überraschender war dann die schöne Einfachheit der Grundstruktur der gewonnenen Linien. |
|||||||
Versuchsanordnung |
Ergebnis am Wendekreis Ergebnis am Äquator |
||||||
Eine Wanderung auf der Erde verändert auch diese Linien; je mehr man nach Süden kommt, desto höher steht die Sonne am Mittag. Dann plötzlich ist die Sonne am Mittag genau über uns, die Schattenlinie geht genau durch den Schattengeberstandpunkt. Am Äquator geht die mittlere Linie, die die Tag- und Nachtgleiche wiedergibt dann durch den Fußpunkt. Südlich des Äquators kehrt sich das Ganze um und etwas anderes verändert sich einschneidend: Die Sonne geht zwar immer noch im Osten auf und im Westen unter, aber schaut man ihr auf ihrem Lauf nach, so bewegt sie sich nicht wie bei uns von links nach rechts über den Himmel, sondern von rechts nach links. Es ist also möglich, mit ganz einfachen Symbolen einen Aufenthaltsort auf der Erde zu bezeichnen! Seit wann beobachten die Menschen diese Himmelsphänomene? Und seit wann haben sie gesicherte, gefestigte Erkenntnisse darüber? |
|||||||
Wenn Bauten, die viele Jahrtausende alt sind, genau auf den Aufgangspunkt der Sonne zur Tag- und Nachtgleiche ausgerichtet sind, wie lange hat es vorher gedauert, diese Zusammenhänge zu entdecken? |
|||||||
Und wenn in der Antike schon bekannt war, daß dieser Frühlingspunkt und mit ihm der Himmelspol einmal in gut 25.000 Jahren langsam den Sternenhimmel durchkreist, wird die Frage erneut wichtig: Welche Möglichkeiten haben wir, hatten unsere Vorfahren, etwas von diesen kosmischen Zusammenhängen zu wissen? |
|||||||
Welche menschlichen Ausdrucksformen können gefunden und benutzt werden, um diese, über lange Zeiträume erworbene Erfahrungen, verständlich weiterzugeben? |
|||||||
|